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Kunstorte Nordburgenland
Sonntag, 5. Mai 2024
*** Samstag, 4. Mai 2024
10:00-18:00
Landesgalerie Burgenland

im Hauptraum: Drei Positionen zu offen.
Lisa Großkopf, Franza Maier, Richard Jurtitsch
im Extrazimmer: Das Bernsteinzimmer
Christian Ruschitzka

Die Landesgalerie Burgenland befindet sich seit Februar 2024 in einer Phase der Neupositionierung und Reorganisation.

Franz Schubert-Platz 6, 7000 Eisenstadt

Lisa Großkopf
Quitting Smoking Might Be Easier

 

Die Fotoserie »Quitting Smoking Might Be Easier« thematisiert die Sehnsucht nach ewiger Jugend. Während unter den Hashtags „Bodypositivity“, „Proaging“ oder „Silversisters“ gegen das Schönheitsdiktat aufbegehrt wird, verdeutlicht das ungebrochene Wachstum der Kosmetikindustrie, dass noch lange kein Ende von Körperkult und Schönheitswahn abzusehen ist. Im Gegenteil: Im Zeitalter von Social Media ist Jugendlichkeit die soziale Währung schlechthin. Dank Bildbearbeitungssoftware und diverser Filter wimmelt es auf Instagram nur so von aalglatten Stirnen, straffer Kieferpartien und vollen Wangen. Die milliardenschwere Schönheitsbranche überschwemmt den Markt mit unzähligen Cremes und Seren, die vorgeblich den vorprogrammierten Alterungsprozess verlangsamen. Die Liste der eingesetzten Wirkstoffe, von Kaviar über Avocado bis Schneckenschleim, erweitert sich in immer kürzeren Intervallen. Richteten sich Anti- Aging-Cremes bis vor wenigen Jahren mit goldener Serifenschrift eher an eine ältere Zielgruppe, so begegnet man heute einer ganzen Palette an Produkten, Behandlungen und Praktiken, die sich dezidiert an junge Frauen wendet. Schnelllebige Trends wie Jaderoller, Face Yoga und Blutegel Treatments geben sich die Klinge in die Hand.

 

Diese groteske Doppelbödigkeit greift Lisa Großkopf in ihren überlebensgroßen Bildern humorvoll auf. »Quitting Smoking Might Be Easier« präsentiert eine ganze Reihe kosmetischer Praktiken, die betont überzeichnet dargeboten werden. Mit Hilfe von Leuchtkästen, in denen die Künstlerin ihre Werke in Szene setzt,

suggeriert sie einen Bezug zur Welt der Werbung. Gezielt distanziert sie sich von der zitierten Werbeästhetik, indem sie in jedem der performativen Selbstporträts eine Zigarette raucht – die Antithese zum Anti-Aging par excellence.




Franza Maier

 

ohne Titel

Mischtechnik auf Papier

64 x 44 cm

 

Zur Mischtechnik lässt sich sagen, dass sie mit Faser-, Blei-, Farb-, Acryl- und anderen Stiften arbeitet, collagiert und Tapes verschiedener Materialität einsetzt, neben Freihandzeichnung aber auch mit Schablonen zeichnet. Auffällig ist auch ihre künstlerische „Raumökonomie“ – die meisten Blätter sind nur dürftig gefüllt, und das ziemlich gekonnt.




Richard Jurtitsch

 

Richard Jurtitsch greift in einer Reihe von Arbeiten, die seit 2010 entstehen, das Motiv des Fensters in dieser kunsthistorischen Tradition des finestra aperta auf. Die Arbeiten entstehen fast immer in Bezug auf konkrete Orte, deren visuelles Potenzial sie transformieren, indem sie reale Wahrnehmungen in die Malerei übersetzen.

In seinen neuesten Gemälden konzentriert sich Jurtitsch auf die Darstellung des mit Regentropfen bedeckten Fensterglases. Ihm geht es vordergründig um die aggregatzustände des Medium „Wasser“ und auch, in der Serie „Citydrops „um die veränderte, verzerrte Darstellung der Architektur.

Seine Tropfengemälde sind fotorealistisch ausgeführt, jedoch trotzdem irreal und geheimnisvoll. Sie lassen uns nur die Oberfläche des unklaren Geschehens sehen und verhindern, den deutlichen Blick auf das Dahinterliegende und unsere aktuelle Position im Bildgeschehen zu bestimmen.

Eine Reduktion der Farbigkeit ist in den sogenannten „Human Bridges“ -Brückenbildern festzustellen. In dieser Werkserie spürt Richard Jurtitsch antike Reste von aus Stein gebauten Brücken im Wienerwald nach. Dabei gilt sein Interesse nicht dem Dokumentarischen, sondern der Brücke als Symbol des Verbindenden. Allein durch die Wahl des Motivs – der Ruinen antiker Baukunst – wird jedoch auch eine Zeitlichkeit im Bild deutlich. Durch das Überwuchern der Natur wird das zumeist mittig angesetzte Sujet zum romantischen Motiv, das nicht zufällig – wenngleich nicht formal – an die Stimmung der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts erinnert. Ebenso inszeniert ist auch eine gewisse Dramatik der Bildkonzeption durch das Spiel mit Licht und Schatten. Wenngleich der Künstler die Versatzstücke der historischen Baukunst auch als Platzhalter verwendet um formale Parameter des Bildes, wie Raum, Perspektive und Licht in der Bildtafel zu verhandeln, so bilden sie dennoch auch ein assoziatives Motiv in einer Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart, dem stets auch etwas Rätselhaftes eigen ist.

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